Schwarzwälder Kaltblutpferde - der Araber unter den Kaltblutrassen

Aufgrund seines Adels mit edlem Kopf und großem Auge sowie eines leichtem bis mittelschwerem Körperbaus ist der Schwarzwälder eine der beliebtesten Kaltblutrasse. Wegen seiner Schönheit und angenehmen Größe wird das Wälderpferd gerne auch als Araber unter den Kaltblutrassen bezeichnet.

In den Ursprungsgrundsätzen des Pferdezuchtverbandes Baden-Württemberg für die Rasse des Schwarzwälder Kaltbluts ist die Erhaltung und Züchtung eines leichten bis mittelschweren Kaltblutpferdes in den erwünschten Farben Fuchs bis Dunkelfuchs mit hellem Langhaar sowie mit korrektem, trockenem Fundament und raumgreifenden Bewegungen genannt. Außerdem wird eine besondere Veranlagung für das Ziehen und Fahren, sowie das Reiten im Freizeitbereich angestrebt. Neben der Schönheit und dem Adel wird auf Umgänglichkeit, Gutmütigkeit und ruhiges, ausgeglichenes Temperament, Robustheit, Fruchtbarkeit und Langlebigkeit besonderer Wert gelegt. Mit einem angestrebten Stockmaß von mindestens 1,48 bis 1,56 m, bei Hengsten ausgewachsen auch bis 1,60 m ist der Schwarzwälder größer als Haflinger, aber unter den Süddeutschen oder Rheinisch-Deutschen Kaltblütern angesiedelt.

Mittlerweile ist die ursprüngliche Farbvielfalt mit Braunen, Schimmeln und Rappen auch bei der Zuchtleitung angekommen und die kleine „Farb-Züchterschaft“ wird in ihrem Bestreben zur Erhaltung der anderen Farben unterstützt. In den Ursprungsgrundsätzen heißt es hierzu, dass die Farben Braune, Rappen und Schimmel als Kulturgut erhalten werden sollen.

Eine organisierte Zucht des Schwarzwälder besteht seit 1896 mit der Gründung der Schwarzwälder Pferdezuchtgenossenschaft. Es wurden zur Verbesserung der Zucht immer wieder Hengste anderer Rassen wie Noriker, Unterbadisches Kaltblut, Ardenner, Belgier und Rheinisch-Deutsches Kaltblut eingekreuzt. Die zwei ältesten Hengstlinien gehen auf den Rheinisch-Deutschen Deutschritter, Fuchs mit hellem Langhaar, geb. 01.07.1926, gezüchtet von der Gutsverwaltung der Stadt Aachen und den Noriker Milan, geapfelter Lichtfuchs mit hellem Langhaar, geb. 15.05.1927, Züchter: Anton Huber aus Rauris in Osttirol. Milan stammt aus der Noriker-Hengstlinie Vulkan. Deutschritter geht auf die belgische Hengstlinie von Bayard 1146 – Gerfault II zurück, die heute in der Rheinisch-Deutschen Zucht ausgestorben ist. Beide Hengste wurden im Besitz des Badischen Pferdestammbuchs erfolgreich zur Körung vorgestellt. Alle heutigen Vererber der D- und M-Hengsten gehen auf die zwei Linienbegründer zurück.

In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der Noriker Reith-Nero, geb. 15.04.1952, Züchter: Josef Schwab, Gröbming/Steiermark, durch das Haupt- und Landgestüt Marbach auf der Deckstation in St. Märgen eingesetzt. Der Dunkelfuchs entstammt der Noriker Optimus-Nero-Linie, auf ihn gehen heute alle Hengste der R-Linie zurück. Ebenfalls als Landbeschäler über das Haupt- und Landgestüt Marbach wurde der Noriker Wirts-Diamant, geb. 24.04.1968, Züchter: Georg Schwarzenberger aus St. Veit im Pongau, von 1972 bis 1974 in St. Märgen eingesetzt. Der Dunkellehmfuchs geht auf die Diamant-Linie zurück.

Der Freiberger Hengst Dayan, geb. 5.04.1975, Züchter: Rudolf Rolli, Rüeggisberg, Kanton Bern, wurde Anfang der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts auf eine private Züchterinitiative eingesetzt, hier muss vor allem Alfred Laubis in Titisee-Neustadt genannt werden, bei dem der Fuchs auf Beschälstation stand. Dayan entstammt der Freiberger Hengstlinie Vaillant-Drapeau. Die Namensgebung der heutigen F-Linie geht wohl auf den Namen Freiberger zurück.

Die heutige V-Linie geht auf den Schleswiger Varus, geb. 22.5.1980, Züchter Uwe Weitkamp, Schleswig, zurück. Der Dunkelfuchs mit hellem Behang überzeugte als DLG-Siegerhengst 1986 in Hannover und auch als Sieger in der Bundeskaltblutschau Berlin 1989. Varus hat den Jütländer-Hengst (Dänemark) Odin 3242 als Vater, wobei Jütländer und Schleswiger sind sehr eng miteinander verwandte Rassen. Auf Initiative durch den Zuchtleiter Wolf Brodauf der Bezirksabteilung Titisee-Neustadt des Pferdezuchtverbands Baden-Württemberg wurden 1990 fünf Schwarzwälder Stuten nach Bad Fallingbostel/Niedersachsen zu dem damaligen Besitzer von Varus Klaus zum Berge transportiert.

Die jüngste und momentan kleinste Schwarzwälder Hengstlinie ist die L-Linie, sie geht auf den braunen Welsh-Cob-Hengst Unicorn Lancelot, geb. 1990, Züchter: Gabriele Günthör-Adams aus Hohentengen. Der zweifache Welsh-Cob-Bundessieger sollte eigentlich der Familie Blattert zur Erhaltung ihrer braunen Stutenfamilie verhelfen, doch der Plan scheiterte, da nur Hengstfohlen fielen. Jedoch der braune Kreuzungshengst Leonhard von Unicorn Lancelot verhalf dann dazu, die braune Farbe in der Schwarzwälder Zucht zu festigen.

Ebenso bedeutend wie die Hengstlinien sind in der Schwarzwälder Kaltblutzucht die Stutenfamilien. Die 993 im Jahr 2021 in zwölf deutschen Zuchtverbände eingetragenen Stuten verteilen sind auf 52 Stutenstämme, wobei 33,5 % der Zuchtstuten außerhalb des Ursprungzuchtgebiets Baden-Württemberg aktiv gemeldet sind. 22 Stutenstämme haben mindestens zehn Qualitätspferde, der Begriff Qualitätspferde bezieht sich auf Staats- und Verbandsprämienstuten und gekörten oder in Zuchtversuchen eingesetzten Hengsten. Mit 71 Qualitätspferden (48 Stuten und 23 Hengste) liegt die Stutenfamilie Fanny von Deutobert an der Spitze. Mit jeweils 65 bedeutenden Nachkommen folgen die Stämme der Heckenrose und Rutine. Auf Rang 4 hat sich die Familie der Emmi mit 65 Qualitätspferden platziert. Dahinter steht der Stamm der Nixe mit 63 auf Platz 5 sowie Inpetta mit 54  auf Rang 6. Auf den weiteren Plätzen folgen Flora und Lotte mit jeweils 43 bzw. Fanny von Metall und Jungsuse mit jeweils 41 Qualitätspferden.

Es bleibt zu wünschen, dass die Verantwortlichen der Zuchtverbände gemeinsam mit den Schwarzwälder Hengsthaltern und Stutenbesitzer sowohl die sieben Hengstlinien und die 52 noch vorhandenen Stutenstämme pflegen bzw. fördern und somit für unsere gemeinsame Schwarzwälder Pferdezuchtzukunft aktiv gestalten und somit nachhaltig als Kulturgut erhalten.

Literatur:

Thomas Armbruster, Wolf Brodauf und Gerhard Schröder Schwarzwälder Kaltblut – Geschichte und Geschichten Band I 2007 Schillinger Verlag GmbH, Freiburg, ISBN 978-3-89155-333-6

Thomas Armbruster, Wolf Brodauf und Gerhard Schröder Schwarzwälder Kaltblut – Geschichte und Geschichten Band II 2010 Schillinger Verlag GmbH, Freiburg, ISBN 978-3-89155-356-5

Thomas Armbruster, Wolf Brodauf und Gerhard Schröder Schwarzwälder Kaltblut – Geschichte und Geschichten Band III 2013 Schillinger Verlag GmbH, Freiburg, ISBN 978-3-89155-382-4

Thomas Armbruster, Wolf Brodauf und Gerhard Schröder Schwarzwälder Kaltblut – Geschichte und Geschichten Band IV 2022 Gutenbergdruckerei Benedikt Oberkirch, Freiburg, ISBN 978-3-00-073065-8

Thomas Armbruster und Gerhard Schröder, 2004 Schwarzwälder Kaltblut: Zuchtversuche mit Freiberger Hengsten. Starke Pferde 8. Jahrg., Nr. 31, 3.2004, Seite 55-59.

Gerhard Schröder und Thomas Armbruster, Schwarzwälder Kaltblut: Der Zuchtversuch mit dem Schleswiger Hengst Varus. Starke Pferde, 10. Jahrg., Nr. 37, 1.2006, Seite 57-62.

Grundsätze des Pferdezuchtverbandes Baden-Württemberg für die Rasse des Schwarzwälder Kaltblutes gemäß der VO (EU) 2016/1012, Stand 25.03.2020, Homepage PZV Baden-Württemberg